Die Politiker gehen vor den Hungerspekulanten auf die Knie!

15. Juni 2013

Alle fünf Sekunden stirbt auf diesem Erdball ein Kind unter 10 Jahren an Hunger!

Jean Ziegler sagt dazu: jedes Kind, das heute an Hunger stirbt, wird ermordet!

Eine Information von Thilo Bode von foodwatch e.V.:

Diese Tragödie hat viele Ursachen. Die meisten sind – das ist die traurige Wahrheit – menschengemacht. Dazu zählt auch die Spekulation von Banken und Versicherungen mit Agrarrohstoffen. Weil mein Team und ich diese Geschäfte unerträglich finden, kämpfen wir seit bald zwei Jahren gegen die gewissenlose Zockerei.

Meinen letzten Newsletter zu diesem Thema hatte ich Ihnen geschrieben, weil die Deutsche Bank – eine der größten und mächtigsten Banken der Welt – verkündet hatte, dass sie weiterhin an den Rohstoffbörsen mit Lebensmitteln spekulieren wolle.

Ich muss ehrlich zugeben, dass ich manchmal in solchen Phasen fast resignieren möchte. Aber dann passieren wieder Dinge, die mich neue Hoffnung schöpfen und meinen Glauben nicht total verlieren lassen.

Ohne große Erwartungen fuhr ich zu einem Treffen mit dem Vorstand der DZ Bank in Frankfurt, nachdem ich mich wochenlang vergeblich um einen Termin bemüht hatte. Obwohl kaum bekannt, ist die DZ Bank die viertgrößte Bank in Deutschland und Dachgesellschaft von 900 Volks- und Raiffeisenbanken. Außerdem ist sie Mutterkonzern der bekannten Fondsgesellschaft Union Investment.

Ich traute meinen Ohren nicht, aber der Vorstand teilte mir mit, die Finanzgruppe habe entschieden, aus der Spekulation mit Nahrungsmitteln auszusteigen! Was für ein Erfolg! Auf meine Bitte hin erläuterte der Vorstand in einem detaillierten Schreiben die einzelnen Maßnahmen. Ja, es stimmte, es war ein Komplettausstieg!

Für mich ist das eine kleine Sensation. Denn nicht nur, dass Schluss ist mit der Hungerspekulation. Der Vorstand forderte in dem Schreiben auch eine effektive Regulierung der Rohstoffbörsen, um in Zukunft Hungerkrisen durch Spekulation zu verhindern! Damit stellt sich die DZ Bank offen gegen die Deutsche Bank und die Allianz, die zur Zeit mit allen Mitteln verhindern wollen, dass die Finanzmärkte in Europa und den USA strikt reguliert werden. Ein großartiger Durchbruch!

Dies ist eine gute Nachricht für die Armen dieser Welt. Die „Frankfurter Allgemeine Zeitung“ schrieb dazu über die Deutsche Bank und die Allianz: „Es könnte nun eng werden für die beiden Institute, denn der politische Druck nimmt gehörig zu.“

Diese Situation ist ein Lohn der beharrlichen foodwatch-Kampagne, die seit 18 Monaten Finanzinstitute drängt, die Hände von der schmutzigen Spekulation mit Nahrungsmitteln zu lassen. Doch das reicht nicht. Jetzt muss auch endlich die Politik aktiv werden. Aber was machen Finanzminister Schäuble und seine Europäischen Kollegen?

Die Regeln zur Eindämmung der Spekulation, die in Brüssel verhandelt werden, gleichen einem Schweizer Käse. So viele Schlupflöcher hat die Finanzlobby in die Gesetzentwürfe eingewebt, dass diese bisher praktisch ohne Wirkung bleiben werden. Hatten die Politiker uns nicht nach der Finanzkrise hoch und heilig versprochen, endlich die Finanzmärkte zu zähmen und konsequent zu regulieren?

Das Gegenteil ist der Fall. Deutsche Bank und Co. haben ganze Arbeit geleistet. Nur ein Beispiel: So sollen sich die Regeln zur Eindämmung der Spekulation NUR auf die Rohstoffbörsen, aber nicht auf die anderen Handelsplätze beziehen, an denen schon heute ein großer Teil der Spekulation stattfindet. In diesem Fall würde die Deutsche Bank ihre Spekulationsgeschäfte einfach von der Börse auf die anderen Handelsplätze verlagern.

Jetzt heißt es, alles zu versuchen, um diese Verwässerung der Gesetze zu verhindern. Bitte helfen Sie uns dabei! Werden Sie Förderer/Förderin von foodwatch.

Sie können sich darauf verlassen: Mein Team und ich werden mit allen Mitteln und ganzer Kraft dagegen kämpfen, dass der Profit der Deutschen Bank Vorrang vor dem Allgemeinwohl hat, dass die Lobbyisten der Finanzindustrie sich gegen die demokratischen Mehrheitsentscheidungen und die Wünsche der Bevölkerung durchsetzen. Und dagegen, dass unschuldige Menschen sterben müssen, weil die Investmentbanker ihre menschenverachtenden Geschäfte weiter betreiben wollen.

Deshalb richte ich heute meine dringende Bitte an Sie: Schließen Sie sich uns an! Protestieren Sie mit uns gegen die Deutsche Bank und die Finanzlobby! Fordern Sie mit uns ein Ende der Spekulation mit Nahrungsmitteln! Werden Sie Förderin/Förderer von foodwatch! Je mehr wir sind, desto lauter ertönt unsere Stimme – und umso weniger können unsere Politiker diese Stimme ignorieren.

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